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In einer Zeit in der Geschwindigkeit („speed kills“) die Welt regiert, mutet es anachronistisch an, sich der Anerkennung von Langsamkeit und Langeweile zu widmen. Anfang der 1970er-Jahre hat sich der deutsche Autor Michael Ende in seinem Märchenroman „Momo“ damit beschäftigt. In den 1990ern wurde in Klagenfurt der Verein zur Verzögerung der Zeit gegründet, dessen Mitglieder sich „zum Innehalten und zur Aufforderung zum Nachdenken“ verpflichten.
2/3 Und in der aktuellen Krise der Schule besinnt man sich plötzlich auf dessen griechische Wurzel. Scholé steht für Muße, die damals jenen vorbehalten war, die es sich leisten konnten, sich Zeit zu nehmen, um sich ihrer Bildung zu widmen.
Mit dem atemberaubenden Tempo, das das Leben vor allem in den westlichen Industriestaaten beherrscht und das so mancher Mächtige gerne über die ganze Welt ausbreiten möchte, lässt sich aber kein guter Staat machen. Der Muße Rechnung zu tragen, der Langeweile,
3/3 die bloß einen lange Weile Zeit ist, in der man sich dem Dringlichen entziehen und dem wirklich Wichtigen widmen kann, und der Langsamkeit, die einen auf den Boden und dennoch zum Träumen anregt, den notwendigen Raum zu geben, bringt einen auf die eine oder andere gute Idee. Wie man an dieser Kolumne sehen kann. Und wer jetzt noch Muße mit Müßiggang, der aller Laster Anfang sein soll, verwechselt, dem ist nicht mehr zu helfen.
#langsamkeit #langeweile #scholé #muße #müßiggang